Ab unter die Erde! Waitomo Caves! 

Nein, es nichts passiert! =D Bis ich die Radieschen von unten betrachte dauert hoffe ich noch ein wenig! Viel mehr ging es heute in die bekannten Waitomo Caves! Wie sagt euch nichts? Muss euch was sagen! =D Wenn nicht, auch nicht weiter tragisch, jedenfalls gehören die Caves zu einem der absoluten Highlights auf der Nordinsel. Warum? Erzähl ich euch!

 

(Seid aber gewarnt, dieser Eintrag gehört wohl zu den ausführlichsten Einträgen, also nehmt euch Zeit! :) )


Erst einmal ging es heute früh raus. Die Waitomo Caves liegen ein gutes Stück westlich von Rotorua. Eigentlich ist es fast die Westküste, aber um sie herum liegt nichts Nennenswertes. Zumindest weiß ich bislang von nichts. Um dahin zu gelangen benötigt man ein Fortbewegungsmittel, glaub es fährt nur ein Bus dahin und dann aber auch wieder die gleiche Strecke zurück. Also entschieden wir uns zu drei Leuten ein Auto für zwei Tage zu mieten. Wenn man es mal zusammen rechnet, ist das günstiger, als wenn man sich ne Busticket für die Strecke kauft.


8:30 zum Autoverleih, alles geklappt und dann endlich gegen 10:45 los auf die Piste. Eine rund 150 Kilometer lange Tour vor uns, Fahrtzeit rund zwei Stunden. Na dann mal los.

Das erste Mal richtig Linksverkehr.. Oh.. Oh.. Jetzt nach der ganzen Tour muss ich aber sagen, man gewöhnt sich relativ schnell dran. Nur das der Blinker auch auf der anderen Seite ist.. -.-* Da hab ich dann auch mal beherzt zum Scheibenwischer gegriffen um rechts abzubiegen! =D

War aber auch nicht schlecht, da die Fahrt doch sehr verregnet war. Musste ich also eh an machen! =D Wieder ging es durch wilde Landschaften. Hauptsächlich über Landstraßen ohne größere Städte weit und breit.

 

Gegen kurz vor eins, erreichten wir dann Waitomo. Die Vorfreude stieg bei uns beim Anblick von diversen Bildern und Videos der Touren. Mich hätte ja auch noch eine 7 Stunden Tour gereizt, aber die sind dann echt verdammt teuer.. =D Wir hatten jedenfalls eine Tour gebucht bei der man durch aus Nass werden würde.. Auf was hat man sich da nur eingelassen?.. =D 


Um 13:20 ging es dann endlich los mit unseren beiden Guides Emma und Chris. Emma teilte uns mit, dass nun die spannendsten 15 Minuten des gesamten Tages anstanden:

 

Die Fahrt zu den Caves und mit Chris als Fahrer. Die Fahrt hatte es dann aber wirklich in sich! Nicht weil Chris fuhr, sondern viel mehr auf Grund der Schotterpiste! Vorbei ging es an steilen Hängen und tiefen Tälern. Wunderschön – wieder einmal! Heile erreichten wir eine Wellblechhütte, in welcher wir uns dann umzogen!

 

Nass, kalt und dunkel würde es werden. Also rein in den Neoprenanzug, die Gummistiefel und den Helm auf den Kopf. Wieder eine Eierschale auf dem Kopf, kam ich mir vor wie einer von den Village-People! =D


Eng war der Neoprenanzug, vielleicht habe ich jetzt einen leichten Eindruck davon, wie sich wohl ein Korsett für die Frauenwelt anfühlen mag! =D
Hatte jetzt ja schon mehrfach Neoprenanzüge in Neuseeland an, aber der hier war echt der engste!  Insbesondere die Jacke - aber was lernt man? Eng ist gut - weil eng hält länger warm! So zumindest die Theorie! =D

 

Es folgten weitere 10 Minuten Fußmarsch in unserem Karnevalskostüm. Tatsächlich konnte Emma in dem Aufzug noch ein bisschen rennen! Ich kam mir eher wie ein Roboter vor. Erneut ging es über sehr schöne Weiden, Berg auf, Berg ab. Auf dem Weg fragte ich Emma noch nach dem Besitz der Höhlen. Mich hat interessiert, ob es sich bei diesem um Privatbesitz handelt oder aber der Staat seine Greifer ausgestreckt hat. Folgende Erklärung dazu:


Die Farmer entdeckten in den 50er, 60er Jahren beim abroden des Landes diese „Löcher“. Sie baten die Regierung um Hilfe diese Löcher auf zufüllen. Diese lehnte die Hilfe aber ab, es sei das Problem der Farmer, nicht das der Regierung. Nach und nach entdeckten die Farmer aber das Potenzial dieser Löcher und erkannten, dass sich damit ein echtes Geschäft machen ließ! Sie verpachteten die Höhlen an Subunternehmer wie unseren Veranstalter und kassieren damit sehr gutes Geld.
„Good money for just a hole in the ground!“, wie Emma es ausgedrückte.

 

Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit, die ersten waren schon im Neo am schwitzen =D, erreichten wir eine Betonröhre, die in den Boden führte. Aus der Röhre hallte nur lautes Wasserrauschen nach oben!

 

Da ich ganz vorne stand, folgte das was kommen musste, ich durfte als erstes runter.. (Bot mich aber auch freiwillig an! =D) Also ab die Leiter runter, gesichert von einem Seil und Emma auf der anderen Seite ebendieses. Langsam stieg ich Stufe für Stufe die Leiter runter, weniger Licht, mehr Wasserrauschen..

 

Unten angekommen, war es stockdunkel und extrem laut. Eine völlig andere Welt. Nass, kalt und dunkel. Ich knipste meine Helmlampe an und sah mich in dieser mir komplett fremden Welt des erste Mal um.


Ich stand am Rand eines kleinen, schnell fließenden, unterirdischen Fluss. Etwas bedrückend war mir schon zu Mute, aber ich hatte die Anweisung in die Höhle bis zur gelben Wasserstandsmakierung zu gehen. Nach nur wenigen Schritten waren meine Stiefel schon bis oben hin vollgefüllt mit kaltem Regenwasser. 12° erfuhr ich später, dabei hatte ich noch Glück! Es war viel wärmer als im Winter! Da sind es nur 4-6°!


Rund 30 Meter weiter erreichte ich die gelbe Markierung. Natürlich musste ich als Erster am längsten warten, bis die restlichen 10 + Chris und Emma zu mir runter gestiegen waren. Der Rest tröpfelte nach und nach ein und beäugte ebenso staunend diese andere Welt. Als letztes erreichten Chris und Emma dann die Gruppe. Was mir auffiel war, dass Emma direkt den Wasserstand checkte – 35cm. Klingt wenig, aber später erfuhr, dass ab einem Wasserstand von 40cm die Höhle komplett abgeriegelt wird. Es wird dann einfach zu gefährlich, da die Höhle dann nach und nach voll läuft.


5cm sind nicht wirklich viel.. Insbesondere nachdem mir Chris sagte das der Wasserstand zirka vier Stunden zuvor noch 31cm betragen hatte.. Ein mulmiges Gefühl machte sich bei mir breit.. Die Tour unter der Erde würde rund zwei Stunden dauern.. Hoffen wir mal, dass alles glatt gehen würde.


Die Tour ins Dunkel startete! Es wirkte einfach alles so surreal. Ich musste mir immer wieder vor Augen führen, dass dies kein Spiel, kein Film oder keine Kulisse war – sondern tatsächlich real. Geschaffen nur durch jahrtausendlanges fließendes Wasser. Emma erklärte sehr viel über die Höhlen und wie sie entstanden sind. Das Wasser ging uns in einigen der ersten Teilabschnitte bis zum Bauch – noch mal es war echt nicht Badewannenwarm! =D


Der erste Stop auf unserer dunklen Reise war dann auch aus dem Grund, weshalb diese Höhlen so berühmt sind.


Zuvor erklärte uns Emma aber, dass man als Höhlenforscher IMMER dem Wasser folgt und verschwand danach in einem nicht mal halben Meter großen Loch, in welchem das Wasser verschwand. Ungläubig blickte ich in die Runde und fragte ob man ihr jetzt ernsthaft folgen solle! Aber man ist ja nicht zum spazieren gehen hier, richtig? Also ab durch die Mitte!


Das Bild was sich mir nach ein paar Meter auf dem Bauch darbot war umwerfend.. Ein mehr aus hunderten, eventuell tausenden kleinen bunten Lichtern an der Höhlendecke! Es wirkte wie ein Sternenhimmel, als ob jemand viele kleine LED’s an die Decke geklebt hat. Aber real, nicht elektronisch – die sogenannten Glowworms. Wieder einmal musste man sich selbst daran erinnern, dass das da an der Decke Lebewesen waren und keine von Menschen installierten Leuchtdioden.

 

Emma erklärte abermals sehr viel über Glowworms. Leider verstand ich auf Grund des Hallens und meiner extrem guten Englischkenntnisse nur die Hälfte.. Scheinbar lebe diese kleinen Tiere nur wenige Tage, aber ich muss da echt noch mal nach googeln! =D

Weiter ging die Reise ins Dunkel, jetzt sogar teilweise alleine voraus: „Folgt einfach dem Wasser!“ Haha, sehr witzig! Ich landete nicht selten bei Untiefen bis zum Hals im Wasser! =D Chris schien daran aber eindeutig Freude zu haben, Touristen teils so unbeholfen vor sich hintasten zu sehen.
Ich erinnere gerne noch mal daran: Das Wasser war echt nicht warm! =D

 

Ich wanderte vorbei an glatt geschliffenen Steinformationen und kleinen Bächen. Teilweise war es recht eng vorwärts zu kommen. Wir landeten nach einer Weile im sogenannten: „HardRock-Café“, wo der Name wirklich Programm ist! Auf harten Steinen gab es eine kleine Aufwärmpause mit warmer Fanta und einen bisschen Schokolade – nette kleiner Zwischenstopp! :)

 

Währenddessen fragte ich Chris wie weit wir denn unter der Erde seien: „So zirka 60 Meter, hängt davon ab, ob sich über uns gerade ein höherer Hügel befindet oder nicht.“
Hui, sechzig Meter unter der Erde, in einem schmalen, kalten, von wasserdurchtränktem Steintunnel? Klingt nach Abenteuer! =D
Beim weiteren vortasten haute ich mir  ein paar Mal die Rübe an, unten bleiben lautete die Devise! 

 

Nach einigen weiteren Minuten erreichen wir einen weiteren langen, geraden, dunklen, wassergefüllten Tunnel. Es stand schon Gummireifen bereit, aber wofür das alles? Chris demonstrierte wie es geht. Er stieg mit einem Ring auf eine kleine Anhöhe, hielt sich den Ring an den Hintern und sprang Rückwärts ins kühle Nass! BlackWater Rafting schimpft sich das dann also. =D


Ein Großteil tat es Chris gleich und reihte sich dann in einer Reihe als großer Zug auf. Unser Guide setzte sich an die Spitze des Zuges und zog uns durch den dunklen Tunnel.

 

Erneut war der Anblick Atemberaubend! Ein schier nicht endend wollender Tunnel mit tausenden von Glowworms an der Höhlendecke zog über uns vorbei. Unglaublich.. Überall an der Decke verstreut leuchteten die kleinen Tierchen. Nie zuvor habe ich so etwas gesehen oder erlebt. :)
Durch ein leichtes andocken merkte ich, dass wir nach einer Weile das Ende des Tunnels erreicht hatten.

 

Wir setzen unsere Reise zu Fuß fort, natürlich immer noch mit nassen Stiefeln, voller Regenwasser! Sie auszuschütten hat übrigens keinen Sinn. Erstens kostet es nur Energie und Zeit und zweitens sind die Stiefel nach zwei Schritten sowieso wieder bis oben hin voll mit Wasser.


Chris erklärt derweil einiges über Stalaktiten und Stalagmiten – 1 Zentimeter benötigt ein Jahrhundert um zu wachsen. Ich komme mir teilweise etwas wie in der Attahöhle vor! =D
Nichts desto trotz muss man sagen, dass wir zwei sehr erfahrene und fachkundige Guides auf unserem Trip dabei haben!


Erneut werden wir alleine durchs Höhlenlabyrint geschickt. Genauer, durch die Raptor-Passage. Den Namen hat diese Passage nicht ohne Grund! Sie besteht aus sehr spitzen Felsformationen, so spitz das man aufpassen muss sich nicht mit seinen aufgequollenen Fingern zu schneiden. Emma empfiehlt sowieso immer den unteren Weg zu nehmen. Es verhindert dass man den Halt verliert und eventuell tiefer auf spitze Felsen stürzt. Am Ende der Passage bekomme ich von Chris dann noch einen Job zu gewiesen! =D


Meine Aufgabe: Den nachfolgenden zwei Optionen für den weiteren Weg vorzuschlagen. Entweder sie gehen den Weg ganz normal weiter und gelangen zur restlichen Gruppe oder aber sie kriechen durch ein Loch, welches nicht größer als eine Armlänge ist um zum Rest zu stoßen! Nach einem Blick in besagtes Höhlenloch geht mir nur durch den Kopf: Platzangst ist HIER eindeutig fehl am Platz!


Ich darf natürlich erst als letzter die Reise fortführen. Aber natürlich entscheide ich mich für die winzige Öffnung zu meiner linken in der Höhlenwand!

Eng ist es.. Sehr eng..

Robbenderweise bahne ich mir meinen Weg durch die enge Felsformation. Klar ist die Angst stecken zu bleiben präsent, aber das Adrenalin blendet diese größtenteils aus! Am Ende wartet Chris mit der Kamera im Anschlag –

na vielen Dank! =D

 

Die Reise neigt sich dem Ende zu, lange sind wir schon hier unten. Weiter geht es dann aber mit was völlig beklopptem - Schwimmen! Ja Schwimmen.. Auf dem Rücken fortbewegend an einem Seil entlang im kalten Wasser. Rücken aus dem einfachen Grund, dass man so nicht so schnell seine Stiefel verlieren soll. Also wenn die ganze Aktion nicht wirklich unter Abenteuer zusammen zu fassen ist, weiß ich ja auch nicht! =D 

 

Dann erreichen wir das die letzte kniffelige Passage auf unserer Tour im Untergrund. Rutschend geht es über durch einen engen Felsspalt, getrieben nur durch das sich hindurch zwängende Wasser. Bei der Aktion haue ich mir dann auch noch meine rechte Hand auf. Immerhin ein Andenken für ein paar Tage. =D

 

Angekommen auf der anderen Seite ist uns noch ein letzter Blick in die Höhe auf die Glowworms vergönnt. „Ob es die wohl auch fürs Schlafzimmer zu Hause gibt geht mir durch den Kopf..“, wohl eher nicht, aber schön anzusehen sind sie allemal!

  

Nach einem letzten, aber wiederum sehr engen Höhlenloch strömt uns wieder Tageslicht ins Gesicht. Erstaunlich warm fühlt sich die Welt hier draußen nach zwei Stunden in fast absoluter Dunkelheit an.

 

Unseren Rückweg bestreiten wir durch einen kleinen Abschnitt der wie ein Regenwald wirkt – auf dem Weg zu den heißen Duschen. Wie auf Pandora sieht es hier aus, denke ich, die Nebelschwaden ziehen durch die tropischen Bäume, Palmen und tauchen die Situation in ein Fantasiehaftes Bild.

 

Das gleiche Bild zeigt sich auf der Rückreise zum Ausgangspunkt, wunderschön ist es hier. Ein wunderbares Erlebnis, bislang wohl das Erlebnis schlecht hin auf meiner Reise durch Neuseeland. „Irgendwann will ich noch mal sowas machen“, beschließe ich für mich auf der Rückfahrt, neben meinen beiden vor sich hindusselnden Mitfahrerinnen, „Dann aber, länger.“

 


Es war ein unfassbares Erlebnis! Aber ich denke und hoffe, dass ihr das jetzt auf Grund meines Eintrages hier ein bisschen nachvollziehen könnt? :) Die Bilder spiegeln leider nicht einmal ansatzweise die Situation unter der Erde wieder.. =D Heißt also für euch: Selbst ausprobieren! Aber bitte nur, falls ihr nicht unter Platzangst leidet! =O 



Hier findet ihr dann noch eins meiner kurzen Schnippselvideos vom Ausflug! Leider konnte ich natürlich unter der Erde nicht Filmen, aber schaut trotzdem einfach mal rein. :)



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