Haus verschieben an einem halben Tag? Okay!

Es ist Donnerstag und mein letzter Tag auf der Farm rückt näher!

Klar ist es eine Umstellung gewesen, aber irgendwo hat man die Leute hier schon etwas lieb gewonnen. :) 


Ich denke, man muss in solch einer Situation erst mal warm werden und umso länger ich hier war, desto besser hat es im Grunde funktioniert!


Heute stand Großes bevor! 

Eine Kurzfassung um das folgende zu erklären: John befindet sich in einer Art Scheidung mit seiner Ex-Frau. Ihr müsst wissen, in Neuseeland sind die Gesetze in Bezug auf Scheidung etc. Extrem bekloppt. Laut John hat eine lesbische Premierministerin folgendes Gesetz zu Stande gebracht:


Wenn man für zwei Jahre oder mehr mit seinem Partner zusammen lebt, hat dieser einen Anspruch auf die HÄLFTE (!!) des gesamten Besitzes. Es spielt keinerlei Rolle ob man verheiratet ist, gleichgeschlechtlich etc. Außerdem muss man nicht einmal zusammen wohnen. Es reicht im Grund aus, wenn man sich für ein paar Stunden in der Woche sieht bzw. der Partner einem eine Mahlzeit macht oder sonstiges. Beweise dafür?

In den meisten Fällen reicht so etwas simples wie Fotos etc. 


Laut Johns Aussage wird daher auch viel Mist mit diesem Gesetz getrieben bzw. versucht es auszunutzen.

Sei es drum, bei John ist es sowieso bewiesen, da er eine gemeinsame Tochter mit der Dame hat und außerdem 22 Jahre mit eben dieser verheiratet war.


Auf Grund des oben genannten Gesetzes (welches ich jetzt mal unkommentiert lasse, aber ich denke die meisten wissen was ich sagen würde), muss John rund die Hälfte seines Landes verkaufen, um das Geld aufzubringen. Unter anderem das wunderschöne Paddock aus welchem wir jeden Nachmittag die Schafe treiben.

 

Auf eben diesem steht unter anderem ein alter 'Schäferwagen'. Also ein bewegbarer Wagen mit einer schnuckligen Hütte oben drauf. =D Diesen hat John selbst gebaut, aber mit der Zeit ist der Wagen etwas in die Jahre gekommen und instabil geworden.

Heute galt es eben diesen auf eine andere Weide, am komplett anderen Ende der Farm zu bugsieren.

Eins vorneweg: Klingt einfacher als es tatsächlich ist!

 

Alleine das 'Ausgraben' des kleinen Wägelchens war schon ein Abenteuer für sich, saß nahezu bombenfest an seinem alten Platz, zu vier Mann gelang es uns dann aber den Wagen am Geländewagen zu befestigen. Los ging also die Reise des mehr als 30 Jährigen Gefährts.

 

Die ersten Meter über den Hügel gingen erstaunlich gut, auch wenn er teilweise schwer ins Schwanken kam! =D Ein Glück nur, dass John nicht zum ersten Mal Anhänger dieser Größenordnung fährt!


Bis zum Haupthaus ging alles gut, zwar nahmen wir ein paar dünnere Äste mit, aber sei es drum. Die richtige Herausforderung in Sachen 'Bäume' kam dann nach dem ersten Nadelöhr! Die Obstbäume standen absolut im Weg.. Aber kein Problem, wir haben schließlich ne Kettensäge! Also mal eben kurzer Hand rund 10 aneinandergereihte Bäume gestutzt! =D

 

Folgerichtig hatten wir jetzt nur das Problem, dass das ganze Astwerk den Weg versperrte. Nicht meckern: Klotzen! Anpacken und beiseite räumen und zur Not noch ein bisschen zu recht schneiden mit der Handsäge.

 

Frei nach dem Motto:

Was nicht passt wird halt passend gemacht! 

 

Weiter ging die wilde Fahrt über ein extrem abschüssiges Teilstück des Pfades. Nach ein paar Minuten auf diesem Teilstück dachten wir schon es wäre vorbei.. Der Wagen neigte sich extrem stark nach links und Jerome schlug schon die Hände über dem Kopf zusammen. =D 

 

Mit vereinten Kräften und mit einem Seil um das gegenüberliegende Rad gelang es uns dann aber, den Wagen zurück in seine Spur zu bringen und unbeschädigt weiter ziehen zu können.

 

Es folgten weitere zurechtstutzbare Bäume und endlich gelangten wir auf die 'Zielweide' auf der anderen Seite der Farm.

 

Zielweide erreicht = keine Probleme? Denkste! 


Hatte ich nicht gerade geschrieben: Was nicht passt wird passend gemacht? 


Wir betätigten uns dann nämlich auch noch als Straßen- oder besser, Garten- und Landschaftsbauer! =D 


Die Weide war erneut SO unpassierbar, dass der Wagen bei diesem Gefälle auf jeden Fall gekippt wäre. Spaten angepackt und eine Schneise gegraben. Fiona meinte nebenbei noch süffisant zu John: Du wolltest doch eh einen neuen Track haben, oder? =D 

 

Das letzte Teilstück erwies sich dann als einfacher als alles vorangegangene.

Aber wer jetzt glaubt das die Kiste hier mit durch wäre, der irrt! =D 


John hat auch eine ziemlich perfektionistische Ader an sich.. =D Wenn er was macht, dann soll es auch nahezu perfekt werden. Keine halben Sachen also.

Ich war eigentlich einfach nur froh, dass der Wagen endlich an seinem eigentlichen Standort war, aber John musste das Glück noch mal ein bisschen mehr herausfordern! 

 

Das kleine Wägelchen musste genau so ausgerichtet werden, dass man jeden morgen auf die wunderschönen Weiden blicken kann. 

Aber dreht mal einen Wagen, dieser Größe und vor allem dieses ALTERS! Auch das scheint im ersten Moment einfacher zu sein als es zunächst klingt!

 

Zeitweise knackte es doch sehr verdächtig und ich hatte mehr Schiss, dass John das Rad vom Wagen abzieht, als das er den ganzen Wagen dreht! =D 

 

Aber John schien an diesem Tag ein glückliches Händchen zu besitzen und so ging auch dieses Unternehmen gut! 

 

Der Wagen stand endlich an der vorgesehenen Stelle und zu dem auch noch in EINEM Stück! =D 

 

Coole Erfahrungen an einem halben Tag ein ganzes 'Haus' zu verschieben. Macht man nicht alle Tage würde ich sagen. 

 

Jetzt steht die alte Schäferhütte halt auf einer anderen schönen Wiese mit einem kleinen See im Rücken und den Weiten der Schafspaddock in Front. Klingt paradiesisch? Ist es auch, insbesondere wenn ich euch jetzt noch verrate, dass eine Badewanne direkt neben die Hütte kommt, welche wiederum mit Feuerholz beheizt werden kann! =D 

 

Zum krönenden Abschluss ging es dann noch Abends, wie jeden Donnerstag zum Karaoke! 

 

Ich gab zusammen mit Jerome 'Sultans of Swing' von Dire Straits zum Besten und man genehmigte sich das ein oder andere wohlverdiente Feierabendbier! :) 

 

Ein sehr ereignisreicher Abend ging zu Ende.

Natürlich ging er für mich nicht zu Ende, ohne zuvor noch einmal in den sagenhaften Nachthimmel zu blicken! :)

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